Inhalt im September 2018
- Nachmacher
- Zusammenleben mit seelisch verletzten Kindern
- Risiken und Nebenwirkungen (für Katzenbesitzer) - wieder online
- Buchtipp: Aufstand der Jungen (Wolfgang Gründinger)
Nachmacher
Dieses Wort weckt im ersten Augenblick manche unschöne Erinnerung und es scheint, dass es keine wirklich positive Bedeutung hat - warum eigentlich?
Es ist ärgerlich, wenn andere Menschen einfach Dinge übernehmen, die uns vielleicht viel Mühe und Zeit gekostet haben … aber es ist auch der Beweis, dass diese Dinge großen Wert haben und der „Nachmacher“ bestrebt ist, sich dieses besondere Wissen oder diese Fähigkeiten anzueignen.
(Mir ist dies tatsächlich vor vielen Jahren mit den Texten des Adoptionsalbums passiert. Es wird in der Schweiz ein Album angeboten mit teilweise ähnlichen, teilweise aber auch identischen Texten …. Eigentlich kann ich stolz darauf sein, dass der Autorin nichts Besseres einfiel!)
Wenn ich meine Kinder sehe, dann sind „Nachmacher“ in erster Linie wache, neugierige Kinder, die gerne „groß werden“ wollen.
Ein kleines Kind, das den ganzen Tag mit einem Erwachsenen zu Hause verbringt, beobachtet einen großen Teil des Tages, dass dieser "Große" sehr beschäftigt ist. Um auch „groß zu werden“ ist es für das Kind nur natürlich, das gleiche zu tun. Es beobachtet genau und lernt daraus: "Große" müssen am Tag viele Schränke öffnen und Sachen ein- und ausräumen. Hinzu kommt die Erkenntnis: „Wenn "Große" das so oft tun, muss es etwas ganz Wichtiges sein, das ich unbedingt lernen muss!“ Und aus einzig diesem Grund beginnen alle Kinder irgendwann damit, Schränke auszuräumen!
Wenn man sein eigenes Vorbildverhalten, das unmittelbar auf das kindliche Verhalten wirkt, einmal durch den Blickwinkel des Kindes betrachtet, sind viele Tätigkeiten des Kindes plötzlich viel nachvollziehbarer.
Es kann Spaß machen, den Arbeitseifer der Kinder zu unterstützen und sich dabei wichtige Fragen zum eigenen Ordnungsanspruch zu stellen, wie z.B. „Warum muss Unterwäsche gefaltet in der Schublade liegen, solange mein Kind noch nicht falten kann?“, „Fällt es dem Betrachter eines Sockenfußes tatsächlich auf, ob die Socken zusammengekrempelt oder –gerollt wurden?“ Die Fingerfertigkeit, die Kinder damit erlernen, ist jedenfalls beachtlich 😉
Je mehr das Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten wächst, desto öfter und intensiver wenden sich Kinder auch eigenen Dingen zu. Sie beginnen, selbständig zu spielen und aus „Nachmachern“ werden „Selbstmacher“!
Es gibt so viele alltägliche Dinge, die auf unsere Kinder viel nachhaltiger wirken als die besten Ratschläge! Theoretisch wissen Eltern das und auch, dass wir uns viele Ermahnungen sparen könnten ….
Es hat tatsächlich keine langfristige Wirkung, wenn ich mein Kind ständig ermahne, „Bitte“ und „Danke“ zu sagen. Wenn ICH selbst anderen Menschen meinen Dank - auch für Kleinigkeiten - nicht ausdrücke, wird mein Kind kaum einsehen, warum es sich für jedes kleine Bonbon bedanken soll. Und ob mein Kind um etwas bittet oder etwas fordert hängt sicherlich auch damit zusammen, ob ich es täglich mehr bitte, seine Aufgaben zu erfüllen oder die Erfüllung von ihm fordere.
Ich habe allein durch mein Verhalten entscheidenden Einfluss darauf, ob mein Kind „Bitte“ und „Danke“ ganz selbstverständlich benutzt oder ob es das nur in meinem Beisein macht, um Sanktionen zu umgehen.
Je älter die Kinder werden, desto einfacher und selbstverständlicher gehen Eltern Verbote und vor allem konkrete Handlungsaufforderungen über die Lippen. Natürlich kann man von Jugendlichen erwarten, dass sie verstehen, was wir Eltern von ihnen verlangen – aber leben wir ihnen auch vor, dass es sinnvoll ist, sich an diese Anweisungen zu halten?
Dies zu hinterfragen bildet die glaubwürdige Basis für Diskussionen mit Jugendlichen. Es stellt Eltern vor große Herausforderungen, aber es lohnt sich, denn irgendwann schaltet das Gehirn tatsächlich wieder von Ignoranz und Rebellion auf schlichtes „Nachmachen“ um!
Die für uns wichtigen Werte vermitteln wir unseren Kindern nicht, indem wir sie lehren, sondern indem wir das Leben führen, das diese Werte beinhaltet!
Kerstin Blank-Bringmann 2018
„Zusammenleben mit seelisch verletzten Kindern“
Vor vielen Jahren las ich diesen Text zum ersten Mal, er ist immer noch aktuell und sollte zur Grundlektüre aller Adoptiv- und Pflegeeltern gehören!
Ich stelle mir den Einfluss der seelischen Verletzungen unserer Kinder immer ein wenig vor, wie die Hintergrundprogramme auf meinem PC. Ich habe nicht genug Kenntnisse über alle Prozesse, die da im Hintergrund ablaufen. Ich weiß, dass sie da sind (und nachdem ich mich noch einmal intensiv mit dem Datenschutz auch für meine Webseite beschäftigen musste, verstehe ich manche Zusammenhänge besser), aber normalerweise nehme ich sie nur wahr, wenn ich auch die Auswirkungen sehe.
Dieser Text ruft ganz besonders immer wieder das Bewusstsein dafür wach, was wirklich alles in unseren Kindern möglicherweise schlummert, vielleicht aber auch mit Schulbeginn gerade wieder anspringt.
Ich lese Texte manchmal zum wiederholten Mal und erinnere mich daran, dass ich das alles theoretisch weiß. Trotzdem geht dieses Wissen im Alltag zu oft unter, weil die „Hintergrundprogramme“, die bei unseren Kindern ablaufen, nicht selten unsichtbar sind.
Der Artikel „Zusammenleben mit seelisch verletzten Kindern“ ist einer der Texte, die ich in den letzten 10 Jahren mehrfach noch einmal ganz durchgelesen habe. Es ist der erste Artikel als pdf auf dieser Seite:
http://www.irmelawiemann.de/seiten/artikel.htm
Liebe Frau Wiemann, herzlichen Dank für Ihre umfangreiche Arbeit!
Kerstin Blank-Bringmann
Risiken und Nebenwirkungen
(für Katzenbesitzer)
Einer der Texte, bei denen ich mir erst während des Schreibens immer mehr über das Ausmaß bewusst wurde, ist endlich auch wieder auf AdoptivSinn hier zu finden:
Buchtipp: Aufstand der Jungen
Wolfgang Gründinger polarisiert mit diesem Buch in einer neuen, ungewohnten Weise. Ich lese solche Bücher nicht, um mich völlig mit der Meinung des Autors zu identifizieren, sondern um mein Blickfeld zu erweitern und einen eigenen Standpunkt zu finden. Dafür bietet der Autor sehr interessante Ansichten, denn Fakt ist, dass man nichts GEGEN einen hohen Anteil älterer Menschen in unserer Bevölkerung tun kann, aber MIT ihnen – das ist es, was ich erfrischend anders finde. Die seiner Analyse der bestehenden Konzepte ist das Miteinander der Generationen und Ideen, wie es gelingen kann. Diese entsprechen so gar nicht dem Bild, das die Medien allgemein verbreiten und sind deshalb schon sehr lesenswert.
Die Älteren hinterlassen ihren Kindern und Kindeskindern ein schweres Erbe (Rente, Staatsverschuldung, Ökologie, Bildung, Arbeitsmarkt).
Der Autor stellt sich dem ohne Zukunftsangst entgegen und plädiert für einen neuen Generationenvertrag, für Solidarität und Dialog der Generationen.
Leicht provokant „wirbt“ dieses Buch für neue Konzepte, mit denen man dem „sorglosen Leben der Alten auf Kosten ihrer Kinder und zukünftiger Generationen“ ein Ende setzen könnte - nur schade, dass in der Politik nichts einfach ist …