Januar 2017

Inhalt im Januar 2017:

  • Kindern zuhören
  • Das Lebensmotiv Idealismus
  • Motivation zum Sparen oder Bücher kaufen
  • Zwei Wölfe

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Kindern zuhören

Kinder im Alter von ca. 3 – 7 Jahren leben in einer so genannten „magischen Phase“. Sie können oft noch nicht wirklich, zwischen Realität und Phantasie unterscheiden. Manche Erzählungen wirken auf uns Eltern „unwahr“ und drücken doch oft nur Wünsche der Kinder aus. Wenn man zu oft und deutlich die vermeintliche Lüge offen legt, die Phantasien der Kinder belächelt oder sich gar innerhalb der Familie darüber lustig macht, werden diese Kinder den Eltern gegenüber immer weniger offen erzählen.

Wir müssen nicht alles, was unsere Kinder uns erzählen werten, bewerten oder kommentieren. Eigentlich reicht es ihnen, dass wir zuhören und sie ermutigen, weiter zu erzählen, indem man Sätze benutzt wie „Du wünschst dir, du hättest …“. „Und wie geht diese spannende, unglaubliche Geschichte weiter?“ …

Wenn sie älter werden unterscheiden sie sehr genau zwischen Lüge und Wahrheit und entlarven Eltern auch gerne bei sogenannten „Notlügen“. Wenn Kinder nicht lernen sollen, dass es normal und erwünscht ist, sich damit Verpflichtungen zu entziehen, müssen Eltern auch hier ein offenes Ohr für die Kritik ihrer Kinder haben. Im Gespräch lässt sich vieles (er)klären, aber elementarer wirkt immer das Vorbild. Kinder, deren Eltern ihnen wirklich zuhören, können auch anderen Kindern besser zuhören. So nehmen sie andere Bedürfnisse wahr und können kooperativer und sozialer handeln.

Teenager wollen irgendwann lieber gar nichts mehr erzählen und empfinden jede Nachfrage als unangemessene Kontrolle. Trotzdem gibt es manchmal Augenblicke, in denen etwas aus ihnen heraus bricht, dem man unbedingt zuhören sollte. Und wieder muss es selbstverständlich sein, nicht zu werten, bewerten oder zu kommentieren. Natürlich sehen wir Eltern vieles anders und haben sicherlich immer einen guten Tipp zur Hand. Wir müssen aber akzeptieren, dass Teenager eigene Erfahrungen machen wollen. Dass sie uns davon erzählen, dürfen Eltern als ganz wertvolles Geschenk sehen, denn es ist nicht selbstverständlich. Auch hier immer wieder Offenheit und Bereitschaft zum Zuhören zu signalisieren, ohne lästige Fragen zu stellen, gibt Teenagern die Möglichkeit, Frust auch zu Hause abladen zu können und sich nicht Personen außerhalb dafür suchen zu müssen.

Kerstin Blank-Bringmann 2017

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Das Lebensmotiv Idealismus

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass unter Adoptiv-/Pflegeeltern sehr häufig die einfache Gleichung zutrifft: Je höher der Idealismus, desto mehr Kinder – und manchen reicht das auch noch nicht, deshalb engagieren sie sich auch in anderen Bereichen.
Realisten sagen hierzu: Ja, die muss es auch geben.

Realist oder Träumer?
Nach dem Reiss Profile sind dies die Ausprägungen des Lebensmotivs Idealismus.

Man stelle sich einen Zahlenstrahl vor, die 0 ist die Mitte.
Je weiter man in den Minusbereich kommt, desto größer ist der Realismus (= schwach ausgeprägter Idealismus) – andere bezeichnen das auch gerne als Egoismus.

Je weiter man in den Plusbereich kommt, desto größer ist der Idealismus (= stark ausgeprägter Idealismus) – andere bezeichnen das auch gerne als Aufopferungsbereitschaft.

Trotzdem gibt es in der Regel das eine nicht ohne das andere, denn auch Idealisten haben eine gewisse Portion Realismus – ebenso wie Realisten eine Portion Idealismus besitzen. Ist beides ähnlich stark ausgeprägt, oder werden ganz genau Bereichen unterschieden, in denen man das eine oder das andere bewusst ausleben kann, befindet man sich in der „goldenen Mitte“. Von dort aus fällt es leicht, beide Extreme zu verstehen, denn je weiter Menschen auf diesem Zahlenstrahl voneinander entfernt sind, desto schlechter können sie sich in den jeweils anderen einfühlen.

Jeder betrachtet den anderen eben immer zuerst durch seine eigene Weltsicht-Brille.

In welche Richtung tendierst Du?

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Realismus                                                                      Idealismus

pragmatisches Handeln                                       selbstloses Handeln

Realistische Weltsicht                                         persönliche Betroffenheit
am Schicksal anderer

handeln zum Wohl                                              beitragen zum Wohle
der eigenen Lieben                                             der Menschheit

Wirkung:                                                                   Wirkung:

„die Welt ist, wie sie ist“                                         „naive Weltverbesserer“

„Ungerechtigkeit gehört
zum Leben dazu“                                                  „unrealistische Träumer“

Wer eine eher realistische Sicht auf die Welt hat und zuerst einmal darauf schaut, dass es den eigenen Lieben gut geht, tendiert in den linken Bereich, Richtung Realismus/Egoismus. Je stärker diese Einstellung auch das aktive Handeln beeinflusst, desto schwächer ist der Idealismus ausgeprägt und desto weiter geht die Tendenz in den Minusbereich.

Wenn das Handeln von dem Wunsch beeinflusst wird, die Welt für alle Menschen/Tiere zu einem besseren Ort zu machen, tendiert die Motivation in den rechten Bereich, Richtung Idealismus. Je stärker der Wunsch, hier aktiv zu werden, das tägliche Handeln beeinflusst, desto weiter geht die Tendenz in den Plusbereich.

Minus und Plus bedeutet hier jedoch nicht, dass das eine Motiv negativ und das andere positiv ist – es bezeichnet lediglich das Maß an Idealismus, dass ein Einzelner persönlich braucht, um glücklich zu sein.

Nicht die Frage: „Ist mein Idealismus hoch oder niedrig ausgeprägt?“ ist von Bedeutung.

Wichtig ist, dass sich jeder einzelne die Frage stellt: Lebe ich meine Motivation?

Je stärker diese Motivation in die eine oder andere Richtung ausgeprägt ist, desto stärker beeinflusst sie auch das Denken und Handeln. Innere Befriedigung erlebt man nur, wenn ein stark oder schwach ausgeprägtes Bedürfnis auch entsprechend oft befriedigt wird.

Jeder Mensch ist anders – und das ist auch gut so.

Kerstin Blank-Bringmann (2017)

Weitere Infos:  http://www.familienzusammenhalt.adoptivsinn.de

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Motivation zum Sparen oder Bücher kaufen

Unsere Kinder entscheiden selbst, wie sie ihr Taschengeld ausgeben. Sollten sie es aber in die Spardose werfen, werfen wir den gleichen Betrag hinterher – Sparen lohnt sich eben und man bekommt „Zinsen“!

Ähnlich ist es, wenn sie sich von ihrem Taschengeld ein Buch kaufen wollen, auch hier beteiligen wir uns immer mit der Hälfte des Preises!

... aber nur, wenn es das Buch nicht in der Bücherei auszuleihen gibt 😉

Kerstin Blank-Bringmann

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Zwei Wölfe

Ein alter Indianer saß mit seinem Enkelsohn am Lagerfeuer. Es war schon dunkel geworden und das Feuer knackte, während die Flammen in den Himmel züngelten.

Der Alte sagte nach einer Weile des Schweigens:
"Weißt Du, wie ich mich manchmal fühle? Es ist, als ob da zwei Wölfe in meinem Herzen miteinander kämpfen würden. Einer der beiden ist rachsüchtig, aggressiv und grausam. Der andere hingegen ist liebevoll, sanft und mitfühlend."

"Welcher der beiden wird den Kampf um dein Herz gewinnen?" fragte der Junge.

"Der Wolf, den ich füttere." antwortete der Alte.

(Verfasser unbekannt)

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Der Newsletter kann gerne an Interessierte weitergeleitet werden!

Ich freue mich über Fragen/Anregungen und Leserbriefe!

Bitte mit entsprechendem Betreff an: info(at)adoptivsinn.de

alle Texte dieses Newsletters (wenn nicht anders gekennzeichnet): © Kerstin Blank-Bringmann

 

Was die Raupe Ende der Welt nennt,
nennt der Rest der Welt Schmetterling.

Laotse