Inhalt im März 2018:
- Wiederaufladbare Akkus
- (Manche) Pflege-/Adoptivkinder brauchen Helikoptermütter
- FASD eine noch größere "Baustelle"
- Buchtipp: Ein (Pflege)Kind mit FASD - und glücklich
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Wiederaufladbare Akkus
Sie sind eine tolle Sache, besonders wenn man Kinder hat, die oft und gerne Spielzeug mit netten elektronischen Effekten geschenkt bekommen…
Nach dem ich-weiß-nicht-wievielten Tatütata-Auto, diversen Taschenlampen, Leucht- und Musikspielzeugen, … die immer wieder neu bestückt werden mussten, ist mir deutlich geworden, wie einfach es ist, Spielzeug "am Laufen zu halten" oder es einfach nicht zu tun, wenn es zu sehr nervt. Akkus KANN man wieder aufladen – man muss es aber nicht.
Auch unsere Kinder „funktionieren“ manchmal einfach nicht mehr so wie immer und mir fiel auf, dass ich auch das „am Laufen bleiben“ unserer Kinder damit beeinflusse, dass ich eine Art inneren Akku wahrnehme. Dieser Akku reicht durchaus mehrere Tage und lässt auch Stress „gut aufgeladen“ leicht ertragen. Wenn der Stress aber zu lange dauert und die Akkus leer sind, beginnt es an den psychischen Kräften der Kinder zu zehren und wird für sie wirklich belastend. Aufgabe der Eltern ist es, unbedingt zu erkennen, wann der Akku der Kinder beinahe leer ist und ihn mit Zeit und Liebe wieder aufzufüllen.
Das Wissen, dass jeder Mensch durch Liebe und Zuwendung neue Kraft gewinnt, geht so oft im Alltag unter. Theoretisch weiß es jeder, aber wer gibt all seinen Lieben wirklich täglich Bestätigung durch Gesten und Körperkontakt – und dann möglicherweise auch noch einem „pubertären Kaktus“?
„Früher“ war das bei unseren Kindern ganz einfach. Wenn der Tag zu wenig Zeit ließ, „dockten“ sie irgendwann nachts an die „Ladestation“ Mama oder Papa an. Das alleine war für uns dann schon Grund genug, aufmerksam zu werden und die „Ladezeiten“ wieder eher auf den Tag zu verlegen 😉
Je älter Kinder aber werden, desto mehr übersieht man diese Bedürfnisse, da sie nicht mehr so offen gezeigt werden. Das bedeutet aber nicht, dass sie deshalb nicht da sind, denn auch Teenager "funktionieren besser", wenn sie trotz allem nicht an einem Mangel an liebevoller Zuwendung leiden. Man muss allerdings viel aufmerksamer sein, die Zeiten zu finden, an denen Zuwendung gerade „passt“ und möglicherweise neue Wege finden, gemeinsam Spaß zu haben.
Kerstin Blank-Bringmann 2018
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(Manche) Pflege- und Adoptivkinder brauchen Helikoptermütter
Diese Feststellung machte Charlotte Weiß sehr schnell nach der Adoption ihrer beiden Kinder. Sie plädiert damit allerdings nicht für ein generelles Überbehüten und möchte auch nicht in eine Schublade mit den Eltern gesteckt werden, die ihren Kindern damit wirklich nicht gut tun. Vielmehr macht sie in Ihrem Blog deutlich, wieviel mehr vernachlässigte Adoptiv- (und sicher auch Pflege)kinder brauchen, um den erlittenen Mangel wenigstens ein wenig auszugleichen.
Trotzdem möchte ich dies tatsächlich nicht für alle Pflege- und Adoptivkinder verallgemeinern, woran mich die Rückmeldung einer erwachsenen Adoptierten erinnert (zu lesen im Newsletter Februar 2018). Ich bin dafür sehr dankbar, denn auch wenn wir Adoptiv- und Pflegeeltern von uns sagen, dass wir sehr offen sind, ist doch jeder hinter seiner eigenen Brille "gefangen". Nur wer sie auch mal absetzen kann, hat wirklich "Durchblick" 😉
Charlotte Weiß berichtet über ihre Erfahrungen in ihrem Blog und auf besondere Weise über dieses ganz spezielle Thema hier: https://charlottesadoptionsblog.com/kolumnen/kolumne-helikoptermutter-aus-ueberzeugung/
Danke, dass ich den Text verlinken darf!
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Meine Rezension zum Buch von Charlotte Weiß
Anders Mutter werden. Das erste Jahr nach einer Auslandsadoption
findet man hier: http://www.adoptivsinn.de/newsletter/2017-2/april-2017.html
Kerstin Blank-Bringmann 2018
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FASD - eine noch größere "Baustelle"
Mit zunehmender Offenheit für die Gefahren von Alkohol in der Schwangerschaft und zunehmender Bereitschaft von Ärzten, dieses Thema auch wahrzunehmen, rückt eine Behinderung in die Öffentlichkeit, die es "schon immer gab", die aber sehr lange nicht wirklich als eigenständige (und leider völlig vermeidbare) Behinderung wahrgenommen wurde.
Fakt ist: Alkohol macht beim Ungeborenen Gehirnzellen unwiderruflich kaputt und führt zu geistigen Einschränkungen.
Die Verhaltensweisen von Kindern mit FASD ähneln oft denen von Kindern mit ADHS oder traumatisierten Kindern und/oder erschweren es zusätzlich, traumatische Erfahrungen zu verarbeiten.
Unsere Aufgabe als Eltern ist es deshalb, hier genau hin zu schauen und vor allem kompetente Ärzte zu finden, die mit uns Wege suchen, dem jeweiligen Kind bestmöglich zu helfen.
Weitere Informationen zu Symptomen usw. findet man hier:
https://www.medizin.uni-muenster.de/fetalkstart/was-ist-das-fetale-alkoholsyndrom/
http://www.fasd-deutschland.de/
Kerstin Blank-Bringmann 2018
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Buchtipp: Ein (Pflege)Kind mit FASD - und glücklich
Susanne Falke und Sabine Stein entwickelten einen pädagogisch-therapeutischen Wegweiser, der genau das enthält, was man sich von Ratgebern erhofft: präzise Erklärungen und praktische Tipps!
Ein Leben mit FASD-Kindern ist anstrengend, bringt Eltern an ihre Grenzen und nicht selten Familien auseinander. Viele dieser Belastungen können nicht vermieden, aber mit einer anderen Haltung der Betreuungsperson mehr gesteuertund „entschärft“ werden.
Man muss sich „nur“ von dem Anspruch frei machen, dass ein FASD-Kind „wie alle anderen“ lernen wird und man darf nicht ängstlich sein, von ahnungslosen Mitmenschen auch mit in den allgemeinen "Helikopter-Eltern-Topf" geworfen zu werden. Mit dieser Grundeinstellung fallen die Tipps dieses Ratgebers auf fruchtbaren Boden und schaffen eine Basis für Deeskalation.
Das Buch verbindet theoretische Grundlagen des 1. Teils mit Praxisbeispielen des 2. Teils.
Ein sehr gut gegliederter Überblick stellt detailliert dar, warum Kinder mit FASD wichtige Entwicklungsschritte nicht bewältigen können, ohne mit Fachwissen „zu erschlagen“. Neben der klaren Struktur und der Beschränkung auf die wichtigsten theoretischen Details trägt dies sehr hilfreich dazu bei, Prozesse zu erkennen und zu verstehen. Viele Kinder schrauben sich mit ähnlichen Handlungen oft in Spiralen hinein, die für niemanden mehr gut enden. Dies zu verstehen und Signale zu erkennen, um aus diesen Spiralen auszusteigen, trägt in Familien mit einem FASD-Kind enorm zur Entspannung und damit auch zum Glücklichsein bei.
Der Praxisteil beinhaltet dazu 20 Situationsbeschreibungen mit Verweisen zu den jeweils relevanten theoretischen Grundlagen sowie konkreten Lösungsvorschlägen, die auch Raum für die Übertragung auf die persönliche Situation lassen.
Dies ist tatsächlich ein Ratgeber aus der Praxis für die Praxis!
Kerstin Blank-Bringmann 2018
Ich nehme am Amazon Partnerprogramm teil und profitiere minimal von Käufen, die über entsprechende Links von meiner Homepage aus getätigt werden. Mit einem solchen Kauf kann meine Arbeit honoriert werden. Danke!
Kerstin Blank-Bringmann
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alle Texte dieses Newsletters (wenn nicht anders gekennzeichnet):
© Kerstin Blank-Bringmann
"Man kann in Kinder nichts hineinprügeln, aber vieles herausstreicheln."
Astrid Lindgren