Zutrauen – Vertrauen - Selbstvertrauen
Oft sehe ich, dass gelangweilte Kinder ihren Eltern vieles abverlangen, damit sie diesen unangenehmen Zustand der Langeweile für sie beseitigen. Viele Eltern fühlen sich gerade dann auch in der Pflicht, immer neue Ideen zu liefern. Natürlich ist es wichtig, das Spiel der Kinder anzuregen und viele Adoptivkinder müssen zunächst einmal ganz neu lernen zu spielen. Hier ist viel Geduld, Ausdauer und vor allem „Vormachen“ gefragt.
Aber – irgendwann beginnt jedes Kind selbst zu spielen, wenn man es lässt ….
Und dann muss ich mich nicht mehr immer dafür verantwortlich zu fühlen, mein Kind zu beschäftigen. Ich kann mein Kind in mein Tun einbeziehen, ich kann ihm einige Vorschläge machen und auch beginnen zu spielen, aber mit zunehmender Sicherheit in der Familie muss die Leistung, selbst zu spielen auch von den Kindern selbst vollbracht werden.
Langeweile ist dazu durchaus notwendig, denn aus Langeweile kann Kreativität wachsen, wenn wir Eltern es nur schaffen, diesen „elenden“ Zustand unserer Kinder auszuhalten – das ist wirklich sehr schwer.
Meine Aufgabe ist es dann, nicht nur Spielzeug, sondern wirklich „Zeug zum Spielen“ zur Verfügung zu stellen. Kinder brauchen Eltern, die sie nicht ständig unterbrechen, die das kindliche Spielen nicht beeinflussen oder lenken wollen und die ihrerseits sich auch selbst konzentriert beschäftigen können. Während ich dies schreibe liegt ein Kind hinter mir auf dem Boden und parkt Autos unter meinem Stuhl und das andere Kind liegt auf der Couch und erzählt sich Bücher. Wenn ich meine Kinder beim Spielen nicht unterbreche, lassen auch sie mich immer mehr alleine arbeiten. Zwischendurch tauschen wir uns aus und erzählen einander, was wir nun tun wollen. Besonders, wenn sie schon sehr lange spielen, zeigt ihnen ein zärtlicher Blick oder eine Geste von mir, dass ich mit ihrem Tun sehr zufrieden bin. Diese „Kleinigkeiten“ ermutigen sie, sich immer mehr Eigenes zu suchen, eigene Wege zu gehen, eigene Ideen zu verwirklichen. Je mehr sie sich von mir loslösen, mein Tun mit ihren Wünschen vergleichen und sich ermutigt fühlen, eigene Ideen zu verwirklichen, desto mehr unterstütze ich ihre Selbständigkeit und auch Meinungsbildung.
Nur wenn wir als Eltern zufrieden sind, mit dem was wir tun und auch unsere Kinder spüren, dass wir sehr zufrieden mit ihnen sind, suchen sie sich immer mehr eigene Ziele und beginnen, immer mehr zu lernen, ohne dass wir Eltern ihnen neuen „Lernstoff“ vorgeben müssen. So wie Kinder aus eigenem Antrieb, Krabbeln, Laufen und Sprechen lernen, so lernen sie auch später am leichtesten, wenn sie es selbst wollen. Sie sehen vieles, das ältere Kinder schon können, vergleichen es mit ihren Fähigkeiten und entwickeln enorme Kräfte, neue Ziele zu erreichen, wenn wir sie nur lassen!
Wenn ich ein Kind viel kritisiere, entmutige ich es und es wird auch immer häufiger Fehler und Verfehlungen der anderen suchen, um sich selbst stärker zu fühlen. Ein Kind kann schnell den Mut verlieren, wenn ich ihm die Ziele vorgebe, denn damit bekommt es das Gefühl, dass seine Eltern mit seiner Entwicklung und damit mit ihm nicht zufrieden sind.
© Kerstin Blank-Bringmann, 2008