Lieblingsbücher, keine Adoptionsliteratur:
Sophies schlimme Briefe
Am Ende der 1. Klasse kann Sophie schon gut genug schreiben, um ihrer Oma die Zeit im Krankenhaus mit Briefen zu versüßen. Diese Briefe sind wirklich ganz besonders, denn sie berichten von den wirklich wichtigen Dingen im Leben eines Grundschulmädchens:
... dass "Fabian dem Mirko in der Pause einen Zahn rausgeschlagen hat, weil dieser ihm seinen Schuh im Mülleimer versteckt hatte",
... dass "Lesen und Schreiben zwar »eierleicht« ist, aber mit dem Rechnen ist das so eine Sache"
... dass Schreiben lernen eigentlich auch die »schlimmen Wörter« beinhalten sollte, denn wenn man z.B. das Sch lernt, denkt man sowieso auch an das eine Wort mit Sch, nur schreiben darf man es nicht ...
... dass sie der Omi ja alles schreibt, diese aber Sophies Briefe weder laut vorlesen noch der Mutter zeigen darf!
Ein herrliches Buch, das man gerne auch vorliest, denn die Texte spiegeln genau die Gefühle und Lebenswelt wieder, in der sich 7-10 jährige (Mädchen) bewegen.
Gretha auf der Treppe
Die Zwillinge Lump (Magnus) und Jule sind nicht begeistert, dass ihre Mama wieder arbeiten möchte und sie auch noch „so klein“ sein sollen, dass sie nun ein Au-pair (Gretha) aus Kolumbien bekommen. Spannend wird es aber, als die Kinder Grethas mitgebrachtes Haustier entdecken und dem ersten Entsetzen eine Hilfsbereitschaft folgt, die alle drei schnell zusammen schweißt. Anfangs reserviert, finden sie das neue Familienmitglied doch sehr faszinierend und nehmen erstaunt den immer wieder anderen Blickwinkel des Mädchens auf „normales, alltägliches“ in Deutschland wahr. Gretha denkt in völlig anderen Zusammenhängen und erzählt den Kindern ihre Erfahrungen in Geschichten aus ihrer Heimat. Dazu setzt sie sich immer auf die Treppe zwischen die Zimmer der beiden Kinder und ihre Geschichten helfen, so manche Probleme neu zu überdenken.
Völlig allein gelassen fühlen sich Jule und Lump anfangs in ihrer Sorge um den Vater, der als Reporter diesmal unterwegs in Kolumbien ist. Auch Gretha kann ihnen aus ihren Erfahrungen heraus keinen Mut machen, als er offensichtlich unauffindbar ist. Mit ihren Spanischkenntnissen und ihrer Erfahrung ist sie dennoch eine große Hilfe, bis alles ein glückliches Ende findet.
Dass Gretha von Anfang an schon fast perfekt deutsch spricht, erscheint vermutlich nur uns Eltern ein wenig unrealistisch. Da die Geschichte aber sehr interessant, witzig und auch spannend ist, passte ein „Sprach-Problem“ vermutlich einfach nicht hinein.
Ein sehr schönes Buch für Kinder um 10 Jahre, die gerne über den Tellerrand hinaus blicken und sich in Kulturunterschiede hineinfühlen wollen.
Dark Lord
Der Herr der Ringe, Star Wars dunkler Lord oder Lord Voldemort sind nichts im Vergleich zu dem Schrecken, der diesem Jungen widerfahren ist.
Was kann es für einen Dark Lord, der in seiner Heimat ganze Völker ausgelöscht hat, schlimmeres geben als in der Menschenwelt als pummeliger 13jähriger Junge „Dirk“ aufzuwachen und festzustellen dass man ihn all seiner dunklen Kräfte beraubt hat. Ab jetzt ist er ein ganz normales Kind, dem keiner seine Geschichten glaubt und anstatt ihn zu foltern, wie er es mit Fremden tun würde, versuchen die Menschen ihm sogar zu helfen. Er kommt in eine Pflegefamilie mit einem anderen Jungen und einem Mädchen, die er versucht für seine Pläne einzuspannen, damit sie ihm helfen, wieder zurück zu kehren. Niemand nimmt ihn ernst, niemand kämpft mit ihm sondern er fällt auch noch als „traumatisiertes Kind“ in die Hände von Psychologen.
Anstatt sich in sein neues Leben zu fügen entwickelt Dirk immer neue Phantasien, seine Macht zu zeigen, die aber irgendwie immer an der Menschlichkeit seiner Umgebung scheitern.
Dieses Buch hebt sich endlich einmal aus der Masse der „Krimi- und Abenteuerbücher für Jungs“ völlig ab. Die Geschichte ist reine Phantasie, aber dadurch, dass dieser Junge aus der phantastischen Welt plötzlich in unserer heutigen Welt landet, sind urkomische Situationen vorprogrammiert.
Besonders geeignet ist dieses Buch für Väter, die den Herrn der Ringe kennen und etwas wirklich Phantastisches und Witziges suchen, dass sie ihrem Kind vorlesen wollen.
Und ganz perfekt scheint dieses Buch für Familien (wie z.B. ;-), die zusätzlich auch noch tatsächlich ihre Geschwisterkonstellation auf dem Buch abgebildet sehen und diverse Parallelen zwischen dem Dark Lord und ihrem Jüngsten, der offensichtlich „die Weltherrschaft an sich reißen will“ vermuten!
Schade nur, dass das Ende der Geschichte unbedingt die Fortsetzung verlangt … die aber auch ebenso lesenswert ist (sagt zumindest der Sohn meiner Freundin)!
Fazit: Wenn man diese Geschichte „realistisch“ sieht, ist es kein Buch für Kinder!
Wenn man es aber aus der Perspektive des „was wäre, wenn ein dunkler Lord in unserer Stadt auftauchen würde“ liest oder sogar mit dem Verdacht betrachtet, dass man selbst ein Kind mit ähnlichen unverständlichen Phantasien in der Familie hat …, ist es einfach ein super witziges, tolles Buch (zum Vorlesen) für Kinder ab ca. 11 Jahre (je nachdem wie viel Spannung sie schon gewöhnt sind)
Warrior Cats - Spannende, sehr phantasievolle Buchserie
Außergewöhnliche Charaktere bestimmen diese Bücher, denn es sind ausschließlich Katzen. Anfangs liest es sich (für Erwachsene) vielleicht etwas seltsam, aber nach wenigen Kapiteln war auch ich von diesen Büchern so gefesselt, dass ich sie alle gelesen habe.
Man sollte schon irgendwie „einen Draht“ zu Tieren und deren Verhalten haben. Mit dieser Voraussetzung kann man dann aber in eine faszinierende, spannende Welt eintauchen und ist am Ende erstaunt, wie sehr man emotional an der Geschichte teilnimmt:
Sammy, ein junger roter Hauskater träumt von einem Leben außerhalb des gemütlichen Körbchens, staubigen Trockenfutters und eingezäunten Gartens und wagt irgendwann den Sprung über den Zaun.
Die Gerüche des Waldes faszinieren ihn so sehr, dass er alle Ängste überwindet und sich einem Waldkatzenclan anschließt. Dort wird er mit anderen Katzenkindern zum Krieger und Jäger ausgebildet, findet Freunde und wächst immer mehr in das Leben der Waldkatzen hinein. Trotzdem bleibt er für einige Clanmitglieder immer „das Hauskätzchen“ und seine eigenen Ansichten über Freundschaft und Loyalität machen es ihm nicht immer einfach, von allen akzeptiert zu werden. Er merkt, dass er anders ist, aber er lässt sich nicht beirren, auch wenn er als Krieger immer wieder beweisen muss, dass der Clan für ihn wirklich an erster Stelle steht.
Anders als die anderen fügt er sich nicht in die Traditionen und Regeln, ohne sie zu hinterfragen, was ihn bei „zwielichtigen Gestalten“ des Clans natürlich unbeliebt macht. Gerade diese Eigenschaft aber lässt ihn in der Anerkennung des Clans mit jeder durchstandenen Krise immer höher steigen.
Interessante neue Handlungsstränge, Ideen und Wendungen lassen bei allen
Büchern durchgehend keine Langeweile aufkommen und ich war immer wieder erstaunt, was diese Clans noch alles erleben können – so abwechslungsreich erschien mir ein Leben im Wald bis dahin nie 😉
Tolle Buchidee, wunderbar umgesetzt – Lesespaß (auch für „jung gebliebene“) garantiert!
ABER nichts für jüngere Kinder und „schwache Nerven“, denn die Kämpfe, die die Katzen austragen müssen, sind realistisch und auch manchmal blutig und natürlich stirbt dabei auch mal ein liebgewonnenes Mitglied des Clans.
Genau das ist es aber, dass Kindern ab ca. 11 Jahren das faszinierende Gefühl vermittelt, „erwachsen“ genug zu sein, am harten Leben der Clankatzen im Wald teilzuhaben und mit dem jüngsten Mitglied in eine abenteuerliche Geschichte um Selbständigkeit, Selbstverantwortung, Freundschaft und Loyalität hineinzuwachsen.
Besonders „familienfreundlich“ finde ich, dass es die 1. Staffel inzwischen schon als Taschenbuchserie gibt.
Ritter Rost
Die „alten“ Geschichten werden jeweils als Buch mit CD verkauft, wobei wir (alle, nicht nur unsere Kinder) das Buch eigentlich sinnlos finden. Es ist vielleicht nützlich, wenn man den Text und die Noten der Lieder haben möchte. Ansonsten lieben wir es schon seit vielen Jahren, die Musicals auf CD im Auto zu hören. Auf wirklich witzige, hintergründige Art werden die Werte vermittelt, die wir leben.
Je älter die Kinder werden, desto mehr verstehen sie den hintergründigen Witz, über den auch wir Erwachsene uns amüsieren. So reist Ritter Rost z.B. im Urlaub nach Schrottland und wundert sich über den Dauerregen dort oder treibt auf der Suche nach der Hexe Verstexe mit einem Floß auf dem Meer. Dort umkreisen ihn die Haie und singen „wenn der kleine Hunger kommt“. „Oh diese Kinder“ ist ein Lied aus „Ritter Rost hat Geburtstag“, in dem – wie in früheren Zeiten – den Kindern nur negative Eigenschaften zugestanden werden, worüber die „Kinder“ sich aber fröhlich einfach hinwegsetzen. Im Lied „Mach es gut – ich mach es besser“ steckt viel Tiefsinn, der uns Erwachsene nachdenklich stimmt, während auch diese Geschichte den Kindern einfach nur Spaß macht.
Das ist es, was wir an den (echten) Ritter Rost Musicals (nicht den zusätzlich herausgekommenen Hörspielgeschichten!) so sehr mögen!